Juni bis August 2019 Südliches Afrika 1. Teil 

 

 

 

 

 

Unsere Reiseroute

Südafrika

 

2.-4. Juni. Der Flug von Frankfurt über Johannesburg nach Port Elizabeth war vergangen  „wie im Flug“, weil wir einen großen Teil nachts geflogen sind. Alles lief glatt einschließlich der Ankunft in der Pension in Port Elizabeth.  Dann haben wir am nächsten Tag  in gespannter Erwartung unsere grüne Villa abgeholt. Der Stellplatz lag weit draußen. Natascha, die zwar nicht Russin ist, aber von ihrem Outfit gut eine hätte sein können, wollte das Geld bar in Rand. So mussten wir am Flughafen noch an zwei verschiedenen ATMs mit allen unseren verfügbaren Scheckkarten Geld abheben. Das folgende Tagesprogramm hat sich als ehrgeizig erwiesen. Wir haben einige Zeit gebraucht, um das Auto ein- und umzuräumen, so dass alles fürs erste an seinem Platz war. Dann gingen wir auf Einkaufstour. Luftwagenheber, Spiritus, Motoröl, Telefonkarte und Lebensmittel standen auf unserer Liste. Die Sucherei hat viel Zeit gekostet. Und dann wollten wir auch schon die erste Nacht im Nationalpark auf dem Campingplatz übernachten. Ein anstrengender, langer Tag.

Erst morgens sahen wir, wie schön der Platz gelegen war an einem Fluss mit großen weißen Sanddünen. 

 

4.-6.6. Addo Elephant Park

Wir sind früh aufgebrochen und haben im Nationalpark eine Wildcard erstanden, die für alle südafrikanischen Nationalparks ein Jahr lang als Eintrittskarte gilt. Man muss sich dann nur jeweils nochmal eine Eintrittsberechtigung geben lassen. Da wir die Information bekamen, dass wir auch auf dem Hauptcamp noch unterkommen konnten, haben wir wegen der weiten Wegstrecke auf eine Rückkehr zum letzten Stellplatz verzichtet, obwohl wir schon bezahlt hatten. Wir sind dann in den Park gefahren und haben jede Menge Tiere gesehen. Besonders spannend war es am ersten Wasserloch, wo wir viele unterschiedliche Vögel beobachten konnten, die Ulli fotografierte und dann mit Vogel-App und Tier- und Pflanzenbuch für Südafrika bestimmte. Am zweiten Tag sind wir relativ spät losgekommen in den Park und eine große Runde gefahren. Diesmal haben wir weniger Tiere gesehen; na ja wenigstens haben wir die großen Mistkäfer beobachten können, die ihre Eier in Kugeln aus Elefantendung legen. 

 

               Hadeda-Ibis                                                              Waffenkiebitz                                                        Schlangenhalsvogel

7.-10. Juni

Auf den Mountain Zebra-Park haben wir verzichtet und sind am folgenden Tag zur Wild Coast gefahren in die Buccaneerslodge in Cintsa. Wir waren die einzigen Wohnmobilisten. Eine nette Lodge, geführt von Weißen. Ein Ehepaar hatte wohl 1983 die Lodge gegründet und viele Projekte mit der Bevölkerung vor Ort angestoßen. So wird eine Schule und eine Suppenküche gefördert und Angebote für Touristen werden weitervermittelt. Durch die gute Verbundenheit mit der Dorfbevölkerung braucht die Lodge keine Zäune und andere Sicherheitsvorkehrungen. Inzwischen führt die Tochter die Lodge mit ihrem Partner. 

Am ersten Tag unternahmen wir wenig, machten einen Spaziergang zum Strand und zum kleinen Teich. Abends ließen wir uns das Dinner schmecken. Am zweiten Tag haben wir einen Ausflug in die Township gebucht; dachten das sei eine Art Kochkurs.  Nach dem Spaziergang durchs Dorf mit einfachen Wellblechütten, in denen jeweils wohl mindestens ein Hund wohnen muss und begleitet von viel lauter Musik, kochten Gerhard und ich dann für die Kinder des Ortes ein schnelles Möhren-/Nudel- und Dosenessen und hinterließen noch eine Spende. 

Na ja, so ganz interessant war der Ausflug an die Wild Coast insgesamt nicht, aber erholsam. 

 

 

10.-13.06.Drakensberge, Sanipass, Lesotho

 

 

Am Pfingstmontag brachen wir auf Richtung Drakensberge und kamen bis Kokstad. Dort kampierten wir ganz idyllisch und wieder als die einzigen Gäste an einem kleinen See. Wir haben morgens kälteschlotternd noch ein paar Vögel beobachtet und sind dann weiter gefahren in die Drakensberge. 

 

 

 

  

 

Gerhard war fest entschlossen, sich der Herausforderung zu stellen, auf den Sanipass hochzufahren, und meisterte die wirklich anspruchsvolle steile Offroad-Strecke prima. Nicht nur die holprigen Haarnadelkurven waren atemberaubend, sondern auch die wunderbaren Ausblicke nach oben und unten. 

Die Vorstellung, diese Strecke bergab wieder zurückfahren zu müssen, beunruhigte uns so sehr, dass wir uns spontan entschlossen, durch Lesotho nach Norden zu fahren. Nach einer Übernachtung auf dem kargen, windigen Sani Top fuhren wir dann am nächsten Tag durch die Drakensberge in Lesotho. Die Straßen waren durchweg in ausgezeichnetem Zustand, so dass wir froh waren über unsere Entscheidung, zumal wir durch sehr schöne Landschaften und urige Dörfer kamen. Die Menschen leben hier noch großteils in Rundhütten (man könnte sagen in einer älteren Form von Tiny houses). Einige der Siedlungen sind nicht mit dem Auto zu erreichen. Auf der ganzen Strecke haben wir uns immer auf einer Höhe um 3000 Metern befunden. Entsprechend kalt ist es hier im Winter. Die Menschen hüllen sich in Wolldecken und tragen Mützen, die fast das ganze Gesicht bedecken. Wir sind froh, immer wieder in unsere gut heizbare grüne Villa steigen zu können. 

 

 

 

In unserem Wohnmobil funktioniert übrigens nach der dreijährigen Entwicklungs- und Umbauzeit nun wirklich alles: die Heizung, der Strom, das Kochen mit Spiritus, die neue Mikrowelle, die elektrische Kochplatte und last not least die Toilette. Es hat sich bewährt, verschiedene Kartenapps und Navigationssysteme dabei zu haben. Bisher haben wir alles gefunden ohne Umwege. Die App von Tracks4Afrika mit Karte samt Navigationsfunktion und Verzeichnis aller Campingplätze ist sehr verlässlich und hilft uns, enorm viel Zeit zu sparen. 

 

12.-17. Juni

Den nächsten Übernachtungsplatz fanden wir in Clarens: eine Backpackerlodge, geführt von einer attraktiven Starkraucherin. 

 

Eigentlich hatten wir vor, eine Woche im Krügerpark zu verbringen. Aber dann erfuhren wir, dass genau in der von uns geplanten Zeit Ferien sind in Südafrika; quasi alle wollen ihre Ferien im Krügerpark verbringen. Die Alternativplanung hat uns einiges Tüfteln gekostet. Nicht nur in diesem Park waren nämlich alle Campingplätze ausgebucht, auch die Alternativen Hluhluwe und Marakele, die wir in Erwägung gezogen hatten, fielen dadurch weg. So haben wir mehrfach umgeplant, im Internet recherchiert, Mails geschrieben und telefoniert, bis die Planung stand: wir weichen aus nach Swasiland und halten uns noch ein paar Tage in einer Lodge im Mapungubwe  ganz im Norden auf, wo wir zwar in einer Lodge schlafen müssen, aber die Information erhielten, dass wir unser Auto dort sicher parken können. 

 

Wir schauten uns noch das beschauliche Künstlerstädtchen Clarens an, kauften ein paar Flaschen Wein und eine Straßenkarte. Und weil wir nun schon in der Nähe waren und es fast auf dem Weg lag, fuhren wir durch den Nationalpark Golden Gate. Tiere haben wir -außer ein paar Gnus, Zebras und Gazellen in sehr weiter Ferne- keine gesehen, aber die Sandstein- Felsformationen waren eindrucksvoll. Wir kamen dann vor Anbruch der Dunkelheit noch auf einem Campingplatz in der Nähe der N3 in Harrismith unter, wo wir -wie fast immer bisher- die einzigen Camper waren.

 

Die Weiterfahrt war ruhig und gemütlich. In Vrede haben wir einen Großeinkauf getätigt, da wir im Nationalpark in Swasiland voraussichtlich nichts bekommen würden. Hier haben wir ein Stück Biltong erstanden, das besondere südafrikanische Trockenfleisch. Schmeckt ein bisschen wie guter luftgetrockneter Schwarzwälder Schinken. Bei Mozart- und Bachklängen fuhren wir durch endlose landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Weiden soweit das Auge schauen kann, vereinzelt Kuhherden. Ganz passend dazu sind wir abends untergekommen auf einer Rinderfarm an einem kleinen See in Chrissiesmeer. Da wir Zeit hatten, hat Gerhard Muffins gebacken und Ulli gekocht. Bis dann noch alles gegessen, gespült und aufgeräumt war, vergingen drei Stunden.

 

Swasiland

 

Am 14.6. fuhren wir weiter nach Swasiland. Unterwegs machten wir kurz Halt und kauften auf einem Kunsthandwerkermarkt ein paar Geschenke ein. 

 

 

 

Gegen Abend kamen wir im Nationalpark Hlane an. Das Klima hatte sich verändert; es war deutlich milder geworden, obwohl es abends immer noch ziemlich frisch wurde. Wir schliefen mal wieder auf dem Dach. Am nächsten Tag machten wir erst eine gebuchte Tour in den Park, die sich überwiegend im Löwenreservat abspielte, da der Fahrer sehr engagiert nach diesen Tieren Ausschau hielt. Ohne Erfolg. Außer Geiern und Elefanten haben wir keine Tiere gesehen. Nachmittags machten wir einen geführten Spaziergang durch den allgemeinen, für gefährliche Großtiere nicht zugänglichen Teil des Parks. Der Guide war sehr fachkundig, zeigte uns die Prozessionsspinner, den Ameisenlöwen, erzählte bei der Gelegenheit von den „Little Five“, zu denen z.B. auch noch der Nashornkäfer gehört, und von den "Uggly five" (u.a. Hyänen, Warzenscheine), zeigte uns giftige und heilkräftige Pflanzen.

 

Abends wurden wir von den Nachbarn ans Lagerfeuer eingeladen. Die beiden befreundeten Paare aus Johannesburg sind alle paar Wochenenden und während der Ferien miteinander und mit bis zu drei weiteren Paaren unterwegs, weil sie den Busch lieben. Sie zeigten Fotos von ihren zahlreichen Haustieren, u.a. Meercats, ein Paar zeigte uns den selbst gebauten Wohnanhänger mit Zeltkonstruktion. Wir luden alle zu einer Besichtigung unserer grünen Villa ein, die mit großer Begeisterung beantwortet wurde. 

 

Am nächsten Tag machten wir uns selbst auf den Weg in den Park. Zunächst fuhren wir zu dem Plätzchen, wo man aussteigen durfte, um in einem geschützten Versteck Tiere zu beobachten. Das Vergnügen war kurz, denn eines der ersten Tiere war in wenigen hundert Metern Entfernung ein Leopard und das Plätzchen war nicht wirklich geschützt. Mit der Idee, je abgelegener von den vielbefahrenen Wegen, desto mehr Tiere, fuhren wir auf einen Nebenweg. Die Rechnung ging nicht auf. Der Weg, den wir einschlugen, war dicht bewachsen, so dass Gerhard immer wieder aussteigen musste, um Äste aus dem Weg zu räumen. Trotzdem knirschte und kratzte es ein paarmal ganz ordentlich. Nach einer langen, anstrengenden Fahrt, deren Ausbeute ein paar Geier, ein paar Impalas und eine Giraffe waren, beschlossen wir, den Weg zu nehmen, auf dem wir am Vortag Nashörner gesehen hatten. Als wir die Runde zum zweiten Mal fuhren, sah Gerhard im Dickicht einen Schatten. Beim näheren Hinschauen sahen wir zwei Breitmaulnsahörner, Mutter und Kind, die sich langsam auf uns zubewegten. Bei aller Begeisterung darüber, wir nah sie unserem Auto kamen, wurde uns doch auch etwas mulmig. Nach ein paar Minuten zogen sie friedlich weiter. 

Am Abend bei der Schadensbegutachtung stellten wir dann fest, dass sich durch streifende Äste die Leiter hinten am Fahrzeug so böse verbogen hatte, dass wir sie später schweißen lassen mussten. Wir nahmen uns vor, der grünen Villa solche Gewalttouren künftig nur noch im Notfall zuzumuten.

 

Nach einem Dinner bei Petroleumlampenschein im Restaurant des Camps genossen wir noch den Vollmond und die Sterne. 


                           Gelbschnabeltoko                                                                                          Wiedehopf

 

Am nächsten Morgen brachen wir auf nach Norden. Kurz nach der Grenze, wieder in Südafrika, wurden wir durch eine Verkehrskontrolle angehalten. Als Ulrike die geforderten Führerscheine zeigte, wies uns der Beamte darauf hin, dass in Südafrika für das Fahren eines LKW ein anderer Führerschein nötig sei und wir ein Ticket in Höhe von 2000 Rand zahlen sollten. Wir verhandelten lange, baten schließlich darum, uns den entsprechenden Gesetzestext zu zeigen und sagten, wie wir es im Reiseführer gelesen hatten, dass wir gerne auf der nächsten Polizeistation zahlen würden. Das hat tatsächlich geholfen. Mit der großzügigen Bemerkung, dass er es diesmal bei einer Belehrung bewenden lasse, ließ er uns ziehen. 

 

Wir kamen an diesem Tag weiter, als wir dachten, nämlich schon an den südlichen Rand des Blyde River Canyon. Auf dem Campingplatz Merry Pebbles tummelten sich viele Familien mit Kindern und Zelten. Wir bewunderten, dass diese die kalten Abende und frostigen Morgen im Freien zubrachten und genossen die behagliche Wärme in unserer geheizten Villa. Wir machten am Mittwoch eine kleine Einkaufstour in Sabie und fuhren noch zu zwei Wasserfällen. Am nächsten Tag waren wir beide etwas genervt und angestrengt. Gerhard macht sich viele Gedanken, ob wir noch eine weitere Notfallabsicherung für unsere nächsten Reiseländer brauchen, oder ob die Mitgliedschaft bei Geos ausreichend ist. Uns wurde bewusst, dass wir bald Südafrika wieder verlassen würden, wo wir uns bisher jederzeit sehr sicher gefühlt haben, und  dass in den Ländern Simbabwe, Malawi und Sambia durchaus mehr Risiken zu erwarten waren. Um uns etwas erholen und entspannen zu können, beschlossen wir, nach der Durchfahrt durch den Blyde River Canyon mal einen ruhigen Tag einzulegen. Am Donnerstag, Fronleichnam, fuhren wir langsam die Aussichtspunkte ab und genossen die unterschiedlichen aber immer grandiosen Ausblicke, besonders im Blyde River Canyon selbst. Eine touristisch sehr frequentierte Strecke, aber in dieser Jahreszeit doch ruhig; auch auf dem Campingplatz im Forever Resort Blyde Canyon ging es ruhig zu. Den nächsten Tag haben wir wirklich gemütlich angehen lassen. Wir haben uns nach einem Email-Verkehr mit Geos entschieden, keine weiteren Versicherungen für den Notfall abzuschließen. Wir haben sehr umfangreich Korrespondenz mit der Heimat erledigt, dazu lange im Restaurant gesessen, dem einzigen Ort hier mit Wifi und wunderbarem Blick auf den Canyon. Ulli hat begonnen, sich mit der Homepage zu beschäftigen.

 

Impressionen vom Blyde River Canyon

Am 22. 6. fuhren wir den ganzen Tag Richtung Norden. Bei dem wenigen Verkehr und schöner afrikanischer Musik durchaus entspannend. 

Die Nacht verbrachten wir auf einem ganz einfachen Campingplatz, der gerade an der Straße lag. Am 23.6. kamen wir schon gegen Mittag im Mapungubwe Nationalpark an. Hier hatten wir keinen Platz mehr auf dem Campingplatz bekommen, sondern ein Zelt im Forest tented Camp. Das Zelt war eher eine Ferienwohnung mit spärlich eingerichteter Küche, Schlafzimmer und Bad. Ganz urig. Die Impalas sprangen in nächster Nähe herum. Wir unternahmen noch einen Ausflug zum Fluss. Da das Gestrüpp aber so dicht war und wir unser Auto nicht wieder so strapazieren wollten, fuhren wir zum Beobachtungspunkt ganz in der Nähe. Tiere gab es überall, zwar nicht die spektakulären Raubkatzen und Rhinos, aber Eichhörnchen, Vögel, jede Menge Impalas. Der Beobachtungspunkt war erreichbar durch einen langen Gang und war gut abgeschirmt an einer großen Wasserstelle. Hier tummelten sich an diesem Abend unglaublich viele Vögel und ein Krokodil. 

 

Im Mapungubwe Nationalpark

Obere Reihe: Unsere Unterkunft, ein Krokodil, Marabus    Zweite Reihe: Haubenbartvogel, Zwergbienenfresser, Graueisvogel

Dritte Reihe: Malachiteisvogel, Gabelracke, Gnus    Unten: Afrikanische Elefanten, Gnus, Waran

 

Simbabwe

 

Die Ausreise aus Südafrika ging noch verhältnismäßig schnell, irgendjemand konnte uns schließlich den Stempel für das Carnet de Passage geben. Bei der Einreise nach Simbabwe wurde es dann richtig kompliziert. Gleich zu Beginn diente sich uns ein „Assistent“ an. Bei den ersten Schritten wehrten wir uns noch tapfer gegen seine Unterstützung, die er nicht müde wurde, uns anzubieten. Wir sprachen mit den Leuten, die mit uns in der Schlage standen. Es gab verschiedene Dinge zu bezahlen, ein Visum zu beantragen. Aber dann kamen wir zu einem Schalter, wo der entsprechende Beamte meinte, ohne Assistent gehe es nicht weiter. Also ließen wir uns unterstützen. Einen Preis wollte der immer noch um uns Werbende nicht nennen. Wir hatten beobachtet, dass er wohl der Platzhirsch unter seinen Kollegen war. An allen Schaltern wurde er bevorzugt drangenommen. Wahrscheinlich zahlen die Assistents an die Beamten einen ordentlichen Beitrag, so dass diese die Kunden ohne Assistent nicht oder mit Verzögerung abfertigen. Nach dreieinhalb Stunden Warten in verschiedenen Schlangen standen wir vor der Frage, ob wir einen Schein in das Ausreisedokument legen, um einer genauen Untersuchung unseres Autos zu entgehen. Da es schon spät war und wir entnervt und in Sorge, wo wir für die Nacht bleiben könnten, waren wir nicht heldenhaft genug, handelten aber die Summe um die Hälfte herunter. Auch das Honorar für den Agenten handelte wir noch runter.  

Tatsachlich hob sich dann endlich der Schlagbaum für uns. In der nahegelegenen Stadt Beitbridge kaufte Ulrike noch eine Simkarte. Eine sehr freundliche Verkäuferin, die allerdings wohl nicht rechnen konnte, verkaufte ihr für zu viele Dollar 10 Minuten Telefoneinheiten und 2,5 Gigabyte Datavolumen. Dazu musste sie gefühlt 10 Karten freirubbeln und endlos lange Codennummern eingeben. Letztlich hat das dann nicht mal funktioniert. Schon bei Dunkelheit konnten wir uns bei der White Lodge auf den gut gesicherten Hof stellen zum Übernachten. 

 

Am Donnerstag fuhren wir dann bis Gwanda.  Wir gingen in einen Lebensmittelladen, um einzukaufen. Beim Bezahlen ergab sich das Problem, dass wir nicht in US Dollars zahlen konnten und auch nicht mit Kreditkarte. 

Also versuchten wir, simbabwische Dollars zu bekommen in der nächstgelegenen Bank. Die gab aber nur bis 14:00 Uhr Bargeld aus. Mehr Glück hatte Gerhard in einer weiteren Bank, wo er 250 US-Dollar in ca. 1600 „Bond“-Dollars tauschte. Da es diese nur in maximal 5 Dollarnoten gab, kam er mit  dicken Geldpaketen bepackt zurück- viel später, denn das Geld musste ja noch gezählt werden…

 

Um eine Telefonkarte -zweiter Versuch- zu erstehen, hätte Ulrike eine Passkopie gebraucht, die man aber im ganzen Ort nicht machen lassen konnte. Nachdem es ob all der Organisiererei spät geworden war, fragten wir in einer Lodge am Ortsrand, dem Posh Boutique Hotel, ob wir in deren Hof übernachten dürfen. Nach Rücksprache mit dem Chef konnten wir für 20 US-Dollar bleiben. Wir genossen noch ein umfangreiches Dinner, das der Koch extra für uns zubereitete, offenbar froh, etwas zu tun zu bekommen, da wir die einzigen Gäste im Haus waren.  Am nächsten Tag fuhren wir zunächst nach Bulawayo und kauften mit etwas mehr Erfolg bei einem Spar ein. Sogar Brot (ein Paket Toastbrot) bekamen wir, weil der Manager so freundlich war, es für uns unter der Hand und top secret in einem Karton versteckt zu besorgen. 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Wir verbrachten dann zwei Nächte im Matobo National Park, wie fast immer als die einzigen Gäste auf dem riesigen Campingareal. Tiere sahen wir dort zwar kaum, dafür genossen wir bei Sonnenuntergang den wirklich imposanten Rundblick beim World View mit einigen Gräbern, u.a. von Cecil Rhodes. Auch sonst war der Park landschaftlich beeindruckend. Die Felsformationen mit riesigen dunklen Felsrücken und vielen Riesensteinhaufen waren durchweg sehr fotogen. Teilweise wirkte es, wie im Reiseführer beschrieben, wirklich so, als habe ein Riese mit Steinen gespielt und sie geschichtet, wie der Steinkünstler in Radolfzell, nur eben in Riesendimensionen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was sich auch sehr gelohnt hat, waren die Spaziergänge (gut, sich mal zu bewegen!) zu einigen Höhlen mit uralten Tiermalereien. 

 

 


 

Zurück in Bulawayo, gelang es uns erst an der 5. Tankstelle, Diesel aufzutreiben und zu tanken.

 

Bei der Weiterfahrt Richtung Lupine schlug Gerhard vor, die Klinik St. Luke´s des deutschen Arztes Dr. Schales zu besuchen. Wir hatten zwar keine Adresse, aber es gab an der Straße etwa 20 km vor Lupine ein Hinweisschild. Zunächst war Dr. Schales nicht zu finden und Ulrike hatte Skrupel, zu eindringlich zu klopfen. Ein Krankenpfleger ließ uns ihn anrufen und wir hatten ihn, wie befürchtet, beim Mittagsschlaf gestört. Aber das schien er uns kein bisschen übel zu nehmen. Der sympathische über 80-Jährige Saarländer, zeigte uns das Gelände, erzählte uns viel zur Geschichte und zu den einzelnen Projekten. Die Gründerin der Klinik hatte ihn über den missionsärztlichen Dienst kennengelernt und 2001 überreden können, nach seiner Pensionierung hier zu wirken und seine gynäkologischen Kenntnisse einzubringen. Teile des Krankenhauses und der Schulen werden vom simbabwischen Staat schlecht und recht unterstützt, ansonsten fördert der von ihm ins Leben gerufene und von seiner Tochter in Deutschland verwaltete Verein „Afrikaprojekt“ mit beeindruckenden Summen. Seinem Bericht war deutlich viel Frustration anzuhören über einiges, was aufgebaut war und wieder aufgegeben werden musste, über die Regierung, die vorwiegend in die eigene Tasche wirtschaftet, über die Mitarbeiter, die dort gut ausgebildet werden, dann aber ins Ausland gehen, wo die Lebensbedingungen besser sind, über die unmotivierten Ärzte… Aber er sprach immer wieder auch von seiner Hoffnung, dass es irgendwann mal besser werde.

 

Er freute sich riesig zu sehen, dass er in Kochs Reisebericht erwähnt war und dass wir ihm das Buch schenkten. Im Gegenzug erhielten wir eine Biografie über ihn, geschrieben von einem alten Schulfreund, und eine ausführliche Dokumentation über das Projekt. Er lud uns zum Abendessen und zum Frühstück in der schönen luftigen Küche ein. Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns herzlich mit der Idee, uns vielleicht bei unserer Rückreise im Winter bei den Viktoriafällen noch einmal zu treffen. 

 

 

Unser nächstes Ziel war der Hwange National Park. Zwei Nächte verbrachten wir aus praktischen Erwägungen im Main Camp. Hier konnten wir Wäsche waschen lassen, legten einen Putz- und Dusch- und Telekommunikationstag ein. Letzteres gelang wegen der instabilen Internetverbindung nur mäßig. Unseren kurzer Rundtripp an diesem Tag hätten wir uns sparen können, denn wir sahen sehr wenige Tiere. Am nächsten Tag, auf der Durchreise eigentlich zum Sinematelle Camp kamen wir nach langer anstrengender Fahrt mit wenig Tierbegegnungen nachmittags am Masuma Damm an, den uns Dion und Mathilda aus Johannesburg am Vortrag wärmstens empfohlen hatten. Der Tipp war super, denn hier konnten wir von einem wohlgeschützten Unterstand aus große Herden beobachten: Träge lag am anderen Ufer eine Gruppe von Nilpferden bei der Siesta. Immer wieder kamen größere Elefantenfamilien in nächster Nähe zum Trinken und Plantschen vorbei. Eine schier unglaublich große Büffelherde versammelte sich an der Wasserstelle, um geordnet zu trinken, und immer wieder kamen Herden von Impalas, auch von Oval Wasserböcken vorbei.  Sechs Krokodile lagen gemütlich herum. Die schienen auch keines der anderen Tiere wirklich zu beeindrucken. Der freundliche Ranger bot uns an, dass wir die Nacht auf dem kleinen Campingplatz verbringen konnten. Hinterher erfuhren wir, dass das wirklich der exklusivste und schönste Ort zum Übernachten im Park ist. Wir saßen bis zur Dunkelheit auf dem Beobachtungsposten, schauten bei einem wunderbaren Sonnenuntergang noch einer Gruppe von sechs Giraffen zu, wie sie sich sehr vorsichtig dem Wasser näherten und dann einen halben Spagat mit den Vorderbeinen absolvierten, um mit dem Kopf ins Wasser zu gelangen. 

 

Am nächsten Morgen waren wir kurz vor Sonnenaufgang wieder dort, aber da ging es noch sehr ruhig zu, so dass wir bald die Weiterfahrt antraten.

 


Am Masuma-Damm

Die holprige Piste und die Tatsache, dass unser Iveco schon eine Schraube an der Karosserie verloren hatte, dadurch ein Schutzblech am Abreißen war, bestätigte uns nochmal, nicht auf der simbabwischen Seite am Karibasee entlang zu fahren, da uns einige Leute vor der extrem schlechten Straße gewarnt hatten.

 

So fuhren wir durch das Städtchen Hwange, wo wir mit dem letzten simbabwischen Geld einkauften, vorbei an einigen Kohleförderungsanlagen Richtung Viktoria-Wasserfälle, „Vic Falls“.

Auch die Probleme und Unklarheiten mit der simbabwischen Währung motivierten uns zur Ausreise. Wir hatten erfahren, dass ab 1. Juli unter Strafe verboten sei, mit US $ zu bezahlen; was aber wohl nicht für Ausländer gelte und überhaupt, nicht für Nationalparks, Tankstellen. Die Simbabwischen Bond-Notes gelten nur im Land und werden sonst nirgendwo anerkannt. Aufheben lohnt sich nicht, da sich die Währungsregelungen -wie wir es gerade selbst erlebten- ständig und schnell änderten. 

 

Am Donnerstag Spätnachmittag kamen wir auf dem Campingplatz in Victoria Falls an. Welch Unterschied zu den bisherigen Erfahrungen. Hier war richtig Rummel; die Hubschrauber kreisten, und wir sahen viele weiße Touristen und große zu Reisbussen ausgebaute LKWs von verschiedenen Tourenanbietern. Kaum angekommen wurden wir schon in schönstem Schwäbisch begrüßt von Volker und Daniela. Die beiden kommen aus dem Landkreis Ludwigsburg und leben seit über zwanzig Jahren in Kapstadt, wo sie eine Lodge betreiben.

 

 

 

 

 

Die Wasserfälle waren ein Erlebnis, das uns beglückte. Aus verschiedenen Perspektiven sahen wir andächtig diesem Naturschauspiel zu, wunderwunderschön! 

 


 

Sambia

 

 

 

Am Samstag fuhren wir über die grandiose Grenzbrücke nach Livingstone in Sambia. Erleichtert nahmen wir zur Kenntnis, dass hier im Vergleich zum Grenzübertritt nach Simbabwe alles transparent und fair vonstatten ging. Es dauerte zwar auch 1,5 Stunden, bis wir die Formulare, Einzahlungen, Geldwechsel an 5 verschiedenen Schaltern erledigt hatten; aber alle Beamten waren freundlich und hilfsbereit. 

 

 

Nach der Grenze kamen wir auf dem Campingplatz der Maramba River Lodge unter. Sehr gepflegt, grün und schattig. Mit dem Taxi fuhren wir zu den Wasserfällen, die auf der sambischen Seite deutlich bescheidener fließen; Trotzdem war es ein lohnender Spaziergang. Der Taxifahrer auf dem Rückweg kehrte nochmal um, um eine Joggerin mitzunehmen, erklärte uns, dass immer wieder joggende Touristen und Radfahrer von Elefanten getötet werden. Eine kleine Herde hielt sich direkt am Straßenrand auf. 


Am nächsten Morgen versuchten wir noch, eine Simkarte zu kaufen, um sie mit Telefoneinheiten und Datavolumen aufzuladen. Obwohl es Sonntag war, war derLaden von geöffnet. Am Eingang saß ein Herr, dessen Aufgabe es war, eine Nummer zu ziehen und an die Kunden zu reichen. Ich war die einzige Kundin und wurde deswegen auch gleich über die Lautsprecheranlage aufgerufen. Leider erwies sich die Technik als nicht durchgehend ausgereift, so dass ich zwar die Simkarte kaufen konnte, aber das System war zusammengebrochen, so dass man mich bat, die weiteren Schritte am nächsten Tag hier oder anderswo zu tätigen. 

 

Als wir gerade das Städtchen Livingstone verlassen hatten, leuchtete eine Warnlampe auf; Kühlwassermangel laut Autobegleitbuch. Und tatsächlich war der Kühlwasserpegel deutlich unter dem Minimum. Also fuhren wir zurück in die Stadt, wieder an der Polizeikontrolle vorbei und füllten an der nächsten Tankstelle reichlich Kühlflüssigkeit nach. Dann fuhren wir wieder raus aus der Stadt, kamen aber nur ein kleines Stück weiter als beim ersten Mal, als schon wieder das Lämpchen leuchtete. Diesmal tropfte es erheblich aus dem Motorraum, ohne dass wir sehen konnten, wo sich das Leck befand. Gerhard füllte Wasser nach und wir kehrten wieder um; am Polizeiposten kannte man uns ja schon, man winkte uns erneut grinsend durch. Wir suchten und fanden noch eine im Reiseführer beschreiben Autowerkstatt, die aber inzwischen geschlossen sei. Der Besitzer war an einem Wespenstich gestorben, wie wir später erfuhren. 

Wir beschlossen, da sonntags nicht viel zu erwarten war, wieder auf unseren Campingplatz zurückzukehren, wo man uns ein andere Werkstatt empfahl. Diese fanden wir nicht, aber in der gleichen Straße befand sich das Cultural Village, das wir dann besuchten. Eigentlich ein kleiner Laden mit Kunsthandwerk, wo wir ein paar Kleinigkeiten erstanden. Außerdem führte die Straße zum Sambesi-Ufer, dem Startpunkt einiger Boote. Dort erkundigten wir uns nach Abfahrtzeiten und Preisen für eine Sonnenuntergangstour. Später kamen wir wieder und checkten auf der African Queen ein. Bei einem kleinen Dinner und all you can drink genossen wir die Fahrt auf dem Fluss, dem Sonnenuntergang entgegen. An Nilpferden mangelte es nicht, an Booten mit Touristen auch nicht.

 

Wir genossen noch das Dinner, das extra für uns als einzige Gäste gekocht wurde. Wir hatten u.a. Kapenta-Fischchen bestellt, um zu sehen, wie diese zubereitet wurden. Ulrikes Versuch, sie zu kochen war nicht so erfolgreich gewesen; die getrocknete Fischchen blieben hart und zäh. Wir erfuhren, dass man sie in Fett 5 Minuten brät, reichlich Zwiebeln und Tomaten werden extra angebraten; dann wird alles vermischt. Auch der dazu gereichte Kohl war lecker. Die vielen Zwiebeln gaben einen tollen Geschmack. Überhaupt scheint man hier alles (Gemüse, Fische, Würmer) mit extra gebratenen Zwiebeln und Tomaten zu mischen. 

 

 

Am nächsten Morgen fuhren wir zunächst zur Toyota-Werkstatt, wo man uns aber zu Nell´s Workshop weiter schickte, wie am Tag zuvor schon der Mensch von der Rezeption. Zufällig war Nell´s Tochter Bernadette unterwegs und fuhr vor uns her zur Werkstatt, an der wir tatsächlich vorbei gefahren waren, denn es gab außen kein Schild. Nell´s Werkstatt ist spezialisiert auf das Restaurieren alter Autos und der Chef zeigte uns stolz ein paar Landrover und einen Rolls Royce jeweils der ersten Serie, die er gerade in Arbeit hatte. Überhaupt führte er uns durch seinen ganzen Betrieb und erklärte uns im Büro die alten Fotos, die die Wände bedeckten. Seine Familie sei die älteste weiße Familie in Livingstone. Der Großvater habe alte Eisenbahnen restauriert und sein Vater alte Autos. Stolz erklärte er, dass es in seiner Familie viele gute Jäger gebe.  

 


Er erklärte sich bereit, unseren Kühlwasserschlauch, der ein Loch aufwies, zu reparieren und dann nahm er sich auch noch der verbogenen Leiter an, d.h. er instruierte verschiedene Mitarbeiter, dies zu tun. Bernadette bot uns im Büro einen Kaffe an und berichtete, dass sie gerade mit ihrem Bruder dabei sei, die, „Loose Goose“ - Lodge aufzubauen ganz in der Nachbarschaft. Ihre Mutter und geschiedene Frau von Vater Nell hat eine Infobroschüe zu Sambia herausgebracht, die sie uns schenkte. Sie bot uns an, uns bei ihr zu melden, wenn wir Fragen oder Probleme hätten. Wir sagten zu, auf der Rückreise auf jeden Fall auf dem Grundstück ihrer Lodge zu campen. In der Zwischenzeit war alles kompetent repariert und wir konnten nach einem herzlichen Abschied endlich unsere Fahrt fortsetzen. 

 

Da wir inzwischen nochmal überschlagen hatten, wieviel Zeit wir für welche Länder und Orte noch hatten, und da wir auf der Weiterreise das Gefühl bekamen, richtig in dem Afrika angekommen zu sein, für das wir aufgebrochen waren, beschossen wir, uns keinen Stress mehr zu machen, irgendwelche Ziele zu irgendeinem Zeitpunkt zu erreichen, sondern uns mehr treiben zu lassen. Wir hielten ein paarmal, um bei Straßenhändlern einzukaufen, z.B. Eier und Bananen. Wir kamen wie geplant bis Monze und übernachteten auf der Mooring Campsite auf einer großen Farm. Am nächsten Tag fuhren wir gemütlich weiter. Wir machten einen Stopp, um auf dem kleinen Markt in Mazabuka Gemüse einzukaufen; 

Dann machten wir noch Großeinkauf beim örtlichen Shoprite, um für die Zeit im Lower Sambesi Nationalpark gerüstet zu sein. Auf dem Parkplatz verbarrikadierten wir uns bei brütender Hitze, um im Internet Bankgeschäfte und Korrespondenz zu erledigen, da es hier guten Telefonempfang gab. Verschwitzt und angestrengt fuhren wir dann weiter. Die Anstrengung wäre nicht nötig gewesen, weil das Netz an Telefonsendern gut ausgebaut ist und wir an einem ruhigeren Ort hätten halten können. Die Straße war zum Teil katastrophal: eine nicht enden wollende Baustelle, wo man nur 15 km/h fahren konnte, kilometerlang ein Schlagloch nach dem anderen. Trotzdem schafften wir es, mit Einbruch der Dunkelheit in Siavonga am Karibasee anzukommen auf dem Eagles Rest Campingplatz direkt am See.


Den nächsten Tag nutzten wir mal wieder, um Wäsche waschen zu lassen, Ulrike putzte die Böden; wir erledigten Korrespondenz und nutzten dazu das gut funktionierende Internet. 

Bevor wir am nächsten Tag weiterfuhren, besuchten wir noch das Städtchen Siavonga und den Hafen und kauften dann riesige Mengen Kapenta, weil wir es nicht schafften, eine kleinere Portion auszuhandeln. 

Arbeitsplatz mit Strandfeeling                             Fischerboot in Siavonga                                     Kapentafischchen

Eagles Rest Campingplatz

 

Auf dem Weg erstanden wir an einem Straßenstand einen Korb für unser Spülzubehör. Wir baten den älteren Mann, der ihn verkaufte, im benachbarten Dorf Simamba Fotos machen zu dürfen. Er lud uns ein, sein Haus zu besichtigen und da auch ein paar Kinder herumstanden, sich fotografieren ließen, nahmen wir die große Tüte mit Lollis mit, die wir mal als potentielle Geschenke gekauft hatten und ein Päckchen Kekse für den Gastgeber. Als wir fotografierten, gesellten sich noch ein paar mehr Kinder dazu, und als Gerhard anfing die Lollis auszupacken, kamen sie aus allen Ecken hergerannt, auch erwachsene Frauen, eine zerrte ihr kleines Kind mit sich. Der Gastgeber empfahl dann, der Reihe nach vorzugehen und es bildete sich eine Schlange, die nicht alle davon abhielt, sich vorzudrängeln. 


Es wurde richtig laut und die Dringlichkeit, einen Lolli zu ergattern, war spürbar, zumal klar war, dass die ca. 40 Lollis nicht für alle reichen würden. Die Stimmung wurde fast aggressiv, so dass wir uns  bald zurück zogen und zu dem Schluss kamen, dass das nicht so der richtige Weg war, um mit den Menschen im Dorf in Kontakt zu kommen. Wir hatten dem Gastgeber noch das Versprechen gegeben, die Fotos zu drucken und an eine Adresse zu schicken, die er uns aufschrieb. Das lösten später auch ein; im ersten Copyshop, den wir fanden, machten wir Kopien und auf der Post in Lusaka schickten wir sie per Express ab. 

 

Wir fuhren dann weiter Richtung Lower Sambesi National Park. Ein ganzes Stück vor der Parkgrenze übernachteten wir Camp Sambesi Breeze. Die freundliche holländische Besitzerin erklärte uns, wie auch schon Reisende, die wir getroffen hatten, dass man gar nicht in den Park reinfahren müsse, um Tiere zu sehen.

 

 

 

 

 

Da wir aber vor der immer noch langen Strecke auf schlechter Straße in das tierreiche Gebiet zurückschreckten und aus Zeitgründen Prioritäten setzen mussten, fuhren wir weiter zum South Luangwa National Park. Eine lange, anstrengende Strecke für die wir noch zwei Zwischenübernachtungen brauchten. Wir waren etwas ermüdet und frustriert, so viel fahren zu müssen, ohne zwischendurch auch mal schöne Erlebnisse zu haben. Die Fahrt führte über die Hauptstadt Lusaka, wo wir die Fotos ausdrucken ließen und auf die Post brachten. Die erste Übernachtung hatten wir auf einer Lodge und Farm des Bischofs, die zweite auf der Tiko-Lodge. 

Dies ist ein beachtenswertes Projekt. Die Besitzerin Elke ward zwar nach der Begrüßung nicht mehr gesehen, aber das Personal war sehr hilfsbereit. Wir durften, da wir die einzigen Gäste waren, eine Lodge mitbenutzen, die charmant eingerichtet war. Wir nutzten nur die Dusche und genossen ein gesundes Dinner, dessen Gemüse aus eigenem Anbau stammte. Auf dem gesamten Gelände gab es viele Beete mit verschiedenen Gemüsen und Früchten. Wir lasen, dass das Projekt auch landwirtschaftliche Weiterbildungen anbietet. Zum Frühstück gab es wunderbare selbstgemachte Marmelade und Erdnussbutter, von der wir noch ein Glas erstanden. 

 


Am Sonntag, den 11. Juli, kamen wir dann endlich im South Luangwa-Gebiet an. In der ersten Lodge hatten wir kein Glück, weil dort Camping nicht mehr möglich ist, aber man empfahl uns weiter zum Wildlife Camp. Wir hatten Glück, denn eigentlich war der Campingplatz ausgebucht, aber ein Ehepaar hatte eine Autopanne, so dass wir vier Nächte dort bleiben konnten. Welch Unterschied wieder mal! Hier hatte es reichlich Touristen, viele Deutsche um uns herum. Wir kamen mit einem holländischen Ehepaar ins Gespräch, die fast ein Jahr unterwegs waren und nur noch drei Wochen übrig hatten. Die Frau (Namen haben wir gar nicht ausgetauscht) war besonders traurig und konnte sich die Rückkehr in den Berufsalltag als Lehrerin noch gar nicht vorstellen. Beide hatten sich aber vorgenommen, nicht zu klagen, sondern den Rest der Reise noch zu genießen und von den Erinnerungen zu zehren. Der Mann gab uns abends bei einem Glas Wein noch Tipps für die Weiterreise in Malawi. 

Am ersten Tag fuhren wir auf eigene Faust auf der Hauptstraße Richtung Norden durch den Park. Das war wunderbar; wir konnten halten, wo und so lange wir wollten. An einem Wasserloch mit Hippos und Büffeln, einen Sattelstorch und einigen anderen Wasservögeln verweilten wir lange, setzten uns auf unser Dach und genossen den spektakulären Ausblick. Später entdeckten wir relativ weit weg im Gebüsch eine Löwenfamilie, die wir sehr lange beobachteten. 


 

Am nächsten Tag standen wir früh auf und nahmen an einer Walkingsafari teil, sehr kompetent geführt von Moses, der uns viele wirklich interessante Geschichten erzählte. Zum Beispiel können Bäume ihre chemische Zusammensetzung ändern, wenn an ihnen gefressen wird. Dadurch wird der Geschmack bitter und Giraffen und andere Tiere fressen nicht weiter. Er zeigte uns den Regenbaum, der so heißt, weil es von ihm herunter tropft. Das liegt daran, dass Insekten an ihm saugen, die Flüssigkeit ausscheiden. Die Blätter trocknen dadurch ab, der Baum sieht krank aus, und das verschont ihn z.B. davor, von Elefanten gefressen zu werden. 

 

Leberwurstbaum

Als wir zum Platz zurückkamen, sahen wir ein Wohnmobil auf dem Campingplatz, das einem deutschen Ehepaar, Erika und Wolfgang aus Köln, gehörte, wie sich rausstellte. Sie haben das Auto in Namibia gekauft, lassen es jeweils stehen und kommen immer in den Ferien nach Afrika. 

Nachmittags nahmen wir am Nightdrive teil. Um 16:00 Uhr fuhren wir los, eine ähnliche Strecke wie am Vortag. Wir kamen auch wieder an der Löwenfamilie vorbei. Da der Guide quer durchs Gelände fuhr, kamen wir diesmal ganz nah ran und sahen auch das Männchen, das wir am Vortag im Gebüsch nur ahnen konnten. Wir fanden auch einen jungen Leoparden, der sich durch die vielen Autos, dies sich um ihn drängten, bei seiner Siesta nicht stören ließ. Bei einem Sundowner am Ufer des Luangwa genossen wir den Sonnenuntergang. Dann fuhren wir durch die Nacht, ein Begleiter leuchtete mit starkem Scheinwerfer den Wegesrand aus. Wir fanden einen Leoparden, drei Löwinnen, ein hasenähnliches Geschöpf und eine Art Wiesel. 

 

Malawi

Wir passierten die Grenze nach Malawi erst am Nachmittag, was auch 1,5 Stunden dauerte aber stressfrei und korrekt ablief. Wir fragten bei der Greenhill Lodge in Mchini gleich nach der Grenze, ob wir auf deren Hof stehen konnten. Zunächst hatten wir uns verfahren und waren im engen Dickicht fast hängengeblieben, weil die Koordinaten in der App Tracks 4 Afrika nicht ganz korrekt angegeben waren. Dann fanden wir aber sehr freundliche Aufnahme in der Lodge. Hier gibt es auch Tagungsräume und wir ließen uns das Frühstück am sehr reichhaltigen Buffet schmecken. Wr erhielten noch Besuch von einem Team der Elektrizitätsbetriebe, die quasi auf Montage hier die Woche über genächtigt hatten. Die Regierung ist bestrebt, Strom in alle Dörfer zu bringen und das Team war für die Implementierung zuständig. Wir quetschten uns um unseren Tisch und es gab Fruchtsaft und ein fröhliches Gespräch mit ausgedehntem Fotoshooting. 


Danach fuhren wir den ganzen Tag, bis wir abends in der Ntchisi Forest Lodge ankamen, wo wir uns am Vortag telefonisch angemeldet hatten. Der freundliche Eindruck, den die Vorabkommunikation am Telefon und per Mail hinterließ bestätigte sich bei der Begrüßung. Barbara und Guido, ein holländisches Ehepaar, das die Lodge in einem schönen alten Forsthaus im Kollonialstil vor ein paar Jahren übernommen hatten, hatten gerade Besuch vom Miteigentümer Jost mit Frau und Tochter. Wir konnten auf dem Parkplatz stehen bleiben, weil wir wegen der Höhe unseres Iveco nicht auf die Campsite kamen. Am nächsten Tag wanderten wir auf einem der gut markierten Pfade hinauf in einige verbleibende Reste des hier ursprünglich üppig wachsenden Urwaldes. Wir freuten uns an den exotischen Pflanzen, den bunten Schmetterlingen und an den immer wieder tollen Aussichten hinab auf Dörfer und Felder. 


Wir hatten Guido gefragt, ob er eine Empfehlung hat, wie wir Kontakt zu einem der Dörfer bekommen könnten. Er stellte den Kontakt zu „Mr. Eston“ her, der uns am nächsten Tag besuchte, uns herzlich einlud, auf dem Grundstück seiner Familie zu stehen, und anbot, uns viel über das Dorfleben zu erzählen. Wir boten als Gegenleistung an, das Dorf in irgendeiner Weise zu fördern, außerdem unsere Foto- und Videodokumentation zur Verfügung zu stellen. Eston meinte, das Finanzielle sollten wir am Ende miteinander besprechen. Der würdevolle ältere Herr, Format Mandela, ist einer der Guides, die die Lodge vermittelt, und er ist zuständig für die Dorfführungen. Er genoss unser ungläubiges Staunen, als er uns sein Alter verriet: 77 Jahre. 

 

Nach einem Trödeltag zogen wir um zu Estons Familie. Diese besteht aus  Eston und seiner Frau, der ältesten Tochter, die im Nachbarhaus wohnt und praktisch immer auf dem Grundstück der Eltern zu finden war, deren 8jähriger Tochter und einer 13jährigen Enkelin, Tochter einer jüngeren Tochter, die in der Stadt als Lehrerin arbeitet. Ein Neffe, wurde uns als Estons „rechte Hand“ und sein „Büromanager“ vorgestellt. 

 

Wir zogen gleich los ins Dorf und Eston zeigte uns, wie die Backsteinhäuser entstehen. Eine Familie ist zuständig für das Fertigen der Backsteine. In einfachen Formen wird die Erde, die sich überall in der Umgebung findet, vermischt mit Wasser und in Formen geschöpft. Der Inhalt wird dann wieder gelöst aus der Form und zum Trocknen ausgelegt. Eine andere Familie bereitete sich vor auf das Brennen der Backsteine. Die getrockneten Backsteine werden kunstvoll aufgeschichtet; unten verbleiben größere Hohlräume für das Feuerholz. Die Ziegel bilden praktisch ihren eigenen Ofen. Eston bat uns um eine Spende für die letztere Familie, denn das Baumaterial ist zwar weitgehend kostenlos, aber das Blech fürs Dach muss bezahlt werden. Wir vereinbarten, dass wir das am Ende regeln. 

Wir kamen auch an einigen Kaffeefeldern vorbei, wo gerade Erntezeit war. Auch Mr. Eston sieht sich hauptsächlich als Kaffeebauer an. Zurück bei der Familie, gab es denn auch erst mal einen Kaffee aus eigenem Anbau und anschließend eine Lektion in der Herstellung von Kaffee: Von der Ernte über Trocknung, Schälung und Röstung. Alles handgemacht in kleinen Portionen auf dem Hof der Familie. Mittags gab es Lunch im Wohnzimmer. Es gab Nsima, der malawische Begriff für Maismehlbrei, und Danabos, ein grünes Gemüse, das wir schon öfter gegessen hatten, dazu noch in einer sehr leckeren Soße zubereitetes Sojafleisch. Wir brachten Kekse zum Nachtisch mit ein.  

Nachmittags gingen wir in ein anderes Dorf, wo uns Eston einem älteren Herrn in verschlissener Kleidung vorstellte, der ein politisch wichtiges Amt innehatte: Er hatte dieses Amt durch seine Familienzugehörigkeit qua Geburt erworben und reiste herum, moderierte Auseinandersetzungen und Entscheidungsprozesse. Eston übersetzte, da der Interviewte über keine Englischkenntnisse verfügte.  Nach dem Gespräch bat uns der Herr noch um eine persönliche Spende. Wieder verblieben wir so, dass wir das mit Eston regeln würden. Am nächsten Tag machten wir mit Eston einen Spaziergang, bei dem er uns seine Ländereien zeigte und auch den Platz, an dem er zusammen mit seinem Sohn, der als Arzt in Lilongwe arbeitet, zusammen ein Krankenhaus für die Dörfer der Umgebung bauen wollte. Andere Krankenhäuser seien unerreichbar für die Bewohner, die mit wenigen Ausnahmen kein Auto, allenfalls ein Motorrad besitzen. Das sei sein Traum und er rechne in den nächsten Monaten mit dem Bau, wohl auch mit der baldigen Fertigstellung.

 

 

Zum zweiten Frühstück gab es Süßkartoffeln und Avocadobrei. Alles aus eigenem Anbau und sehr köstlich.  Danach war Kochkurs-Zeit. Ulrike lernte von den Frauen, wie man Danabos und Nsima zubereitete, das es dann zum Lunch gab, Gerhard zeigte ihnen, wie er Brot backt. 


Zum Abschied überreichten wir Eston eine Geldspende für die Klinik - oder was auch immer er für wen davon nutzen wolle. Wir waren schon etwas wehmütig, denn so fremd wir uns am Anfang fühlten, so vertraut war uns die Familie in so kurzer Zeit geworden. 

 

Wir nahmen dann die direkte Straße zum Malawisee, die zwar mühsamer zu fahren war, uns aber trotzdem schneller zum Ziel brachte als die Asphaltstraße.  Wir quartierten uns in der Maukusi-Beach-Lodge ein mit Zugang zu einem wunderbaren weißen Sandstrand. Da kamen richtige Sommer-Sonne-Wasser-Urlaubsgefühle auf, auch wenn wir wegen der Bilharziose-Gefahr aufs Baden verzichteten. 

 

Etwas enttäuscht, dass der Aufenthalt am schönen Strand früher zu Ende ging als geplant, brachen wir am nächsten Tag auf und fuhren bis zum nördlichen Ende des Sees. Kurz vor der tansanischen Grenze übernachteten in der Beach Chamber Lodge. Wir standen direkt am Hafen vor der Lodge; konnten den Fischern zuschauen und wurden gleich von einem Dutzend quirliger Kinder umringt, die über die Abwechslung offenbar froh waren. Wir fotografierten und machten ein bisschen Quatsch mit ihnen. Besser nicht zu wissen, was sie uns alles nachgerufen haben. 

 

Tansania

 

Am nächsten Morgen, einem Sonntag, fuhren wir über die Grenze nach Tansania. Unglaublich, wie es da zuging. Wir weigerten uns zunächst standhaft, einen „Assistent“ zu nehmen, bis uns ein Schalterbeamter klarmachte, dass die Grenzbank sonntags geschlossen hat und wir am Automaten Geld abheben und in einem Laden eine Einzahlung machen müssten, für die Straßengebühr wahrscheinlich. Andere Gebühren konnten wir direkt am Schalter in Dollars einzahlen. Der Vorgang sei zu kompliziert und wir sollten uns von dem kompetenten Assistenten helfen lassen. Dieser führte uns vorbei an etlichen kleinen Geschäften und Straßenständen bis zum Bankautomaten und dann zu einem winzig kleinen Lebensmittelladen, wo wir gegen Quittung unser Gled loswerden konnten. Als wir nach 2 1/2 Stunden endlich die Grenze passiert hatten, wollte uns noch der freundliche Herr am Schlagbaum klarmachen, wir hätten zu wenig gezahlt und müssten nachzahlen. Da wir schon gewarnt worden waren, weigerten wir uns hartnäckig, und er öffnete den Schlagbaum dann doch. 

 

Im Laufe des Tages mussten wir einsehen, dass unser Kühlschrank, der schon lange etwas schwächlich erschien, gar kein bisschen mehr kühlte. Wir kamen bis Mbeya und übernachteten auf dem Hof des Karibuni-Center, eine Unterkunft einer evangelischen Mission aus dem Sudan. Am nächsten Morgen fragten wir den Manager, ob er eine Idee hätte, wer unseren Kühlschrank reparieren könnte. Er telefonierte und schickte uns einen Mitarbeiter mit, um in eine auf Kühlsysteme spezialisierte Werkstatt zu fahren. Hier wurde schnell die Diagnose gestellt: Verlust von Kühlflüssigkeit, was wir schon vermutet hatten. Beim Ausbauen und Abwinken der elektrischen Leitungen verursachten die Mitarbeiter einen Kurzschluss, was uns nicht besonders beunruhigte, da wir Ersatz-Sicherungen dabei hatten. Die Mitarbeiter hatten wohl eine undichte Stelle gefunden und ersetzten diese fachkundig. Nach dem Wiedereinbau des Kühlschranks füllten sie die Kühlflüssigkeit auf. Überglücklich stellten wir fest, dass der Kühlschrank wieder seiner angestammten Aufgabe nachkam und kühlte. Die 40 Dollar für die Reparatur erschienen uns sehr angemessen, nahm sie doch fast zwei Stunden und zwei Mitarbeiter in Anspruch.  

 

 

Wir suchten noch vergeblich einen Supermarkt, fanden aber ein überraschend modernes Café, das Ridges Café, wo wir uns eine Weile aufhielten, guten Kaffe tranken und kauften.

Wir fuhren dann noch weiter, bis es fast dunkel wurde und erreichten noch unser Ziel für heute, die River Valley campsite. Wir fanden ein einsames Gelände direkt am Fluss, ganz wunderschön gelegen. Nach einer Weile kam ein junger Mann, Moses, der sich als zuständiger Security-Mann vorstellte. Tatsächlich übernachtete er ganz in der Nähe und freute sich über das Dinner, das wir mit ihm teilten und am nächsten Morgen über das Frühstück und offenbar auch über die Unterhaltung mit uns. In der Nacht stellten wir fest, dass das Licht nicht mehr anging und auch sonst fast die gesamte Elektrizität nicht mehr funktionierte. In dieser Nacht schliefen wir nicht viel, überlegten, was ein Totoalausfall bedeuten würde: keine Wasser, kein Computer, kein nix. Morgens tüftelte Gerhard und fand heraus, dass die schlimmste Befürchtung, nämlich dass das Ladeteil der neuen Lithium-Batterie  kaputt ist, nicht zutraf, sondern ein Draht des Sicherungskästchens durchgeschmort war, wahrscheinlich als Folge des gestrigen Kurzschlusses. Mit einer Büroklammer überbrückte Gerhard die Lücke und - welch Segen!! - der Strom floss wieder. Ulrike war schwer beeindruckt von den technischen Fähigkeiten ihres Mannes.

 

Sehr erleichtert setzten wir unseren Weg Richtung Mikumi-Nationalpark fort. Die Straße war zwar in wunderbarem Zustand, aber es waren  sehr viele sehr langsame Lkws unterwegs und kaum konnte man wirklich mal 80 fahren, kam schon die nächste Ortschaft. Die häufigen Geschwindigkeitskontrollen, vor allem aber die gnadenlosen Bumps, über die man oft nur mit 20 kmh fahren konnte, machten uns zu sehr regelkonformen Fahrern. Von den Tansaniern kann man das eher nicht sagen. Wir hatten schon in den anderen Ländern gelesen, dass dort riskant gefahren werde, das hatte sich bisher aber nicht bestätigt. Hier in Tansania allerdings waren wir ständig konfrontiert mit (selbst)-mörderischen Überholmanövern und sahen einige schwere Unfälle, besonders mit umgekippten Lkws. So auch an diesem Tag, wo wir lange im Stau standen, da ein Kran einen über alle Spuren liegenden LKW aus dem Weg räumen musste. Wiedermal wie durch ein Wunder erreichten wir abends doch unser Ziel, das Camp Bastian nahe dem Mikumi-National Park.

Da für den übernächsten Tag Regen angesagt war, beschlossen wir, den Park gleich am nächsten Tag zu besuchen, obwohl wir einen Ruhetag gut hätten gebrauchen können. Wir fuhren die 15 Km bis zum Parkeingang. Wir waren dann etwas entnervt wegen des hohen Preises (247 US-Dollar insgesamt!) und der ewigen Anmeldeprozedur (1/2 Stunde für einen Routineakt). Einen Plan vom Park bekamen wir nicht und sollten stattdessen eine Karte direkt hinter der Crew abfotografieren, was nicht so einfach war. Es dauerte ein bisschen, bis die Naturerlebnisse unsere gute Laune wieder herstellten. Spätestens beim Hippo-Loch war das der Fall. Wir fuhren dann ein bisschen herum und sahen immer wieder Tiere, keine, die wir nicht schon kannten, auch keine Wildkatzen, aber erstaunlich große Herden: Gnus, Zebras, Giraffen, Hippos, Impalas. Zum Sonnenuntergang fuhren wir dann nochmal zum Hippoloch und fuhren dann in die beginnende Dunkelheit zurück. Ein bisschen wunderte es uns noch, dass der Park bis in die Dunkelheit geöffnet war. Als wir am Tor ankamen, war es nach unserer Uhr kurz vor 18:00 Uhr. Alles war dunkel und der einsame Beamte meditierte ausgiebig über unserem Anmeldeformular. Dann kam er zurück und erklärte uns, dass wir hätten um 19:00 Uhr den Park verlassen müssen und nun sei es schon 5 Minuten später. Wir hatten uns schon vorher mal kurz die Frage gestellt, ob auch in Tansania die deutsche Zeit gilt, das dann aber als sicher angenommen. Nun wurde uns klar, dass es schon 19:00 Uhr vorbei war.  Nur waren wir uns sicher, dass wir vor der vollen Stunde angekommen waren. Der Beamte forderte uns mehrfach auf, den Weg frei zu machen und wiederholte, dass wir zu spät dran seien. Ulrike redete mit Engelszungen auf ihn ein, und er sagte, er müsse das mit seinem Boss regeln. Gegen 19:45 kam derselbe dann angefahren und ließ uns ohne Umstände und mit einem Bedauern passieren. In unsere Erleichterung mischte sich Zorn über die schlechte Behandlung in Kombination mit dem hohen Preis. Wir nahmen uns vor, keinen der allesamt extrem teuren Nationalparks in Tansania mehr zu besuchen. 

 

 

Die Nacht verbrachten wir auf dem engen Parkplatz der Open Heart Lodge direkt an der Straße. Das nicht so tolle Ambiente und das mäßige Essen wurden wettgemacht durch das freundliche, fröhliche Team, das dem Namen der Lodge alle Ehre machte.

 

Am Montag erreichten wir endlich den Indischen Ozean. Nach einer Fährüberfahrt fuhren wir zu Mike´s Beach-Lodge südlich von Pangani. Der Strand war traumhaft, aber es gab eigentlich nicht wirklich einen geeigneten Stellplatz für unser großes Auto. Mit Hilfe zweier Mitarbeiter rangierte Gerhard ewig, bis er eingeparkt hatte. Da wir noch dazu extrem schief standen und aus dem Bett zu kullern drohten, beschlossen wir nach einer Nacht, nochmal ein anderes Quartier zu suchen. 

 

Wir sicherten uns telefonisch ab, dass wir in der Pepponi Lodge einen passenderen Platz finden könnten. Nach nochmaligem, mindestens halbstündigem Rangieren (Wir dachten schon, wir müssten noch Bäume fällen!) fuhren wir weiter. In der Pepponi Lodge fühlten wir uns sofort wohl, zumal wir unsere Villa direkt am Strand abstellen konnten. Ein Nachbar empfahl uns das Essen in der Nachbarlodge, und wir genossen dort eine köstliche Pizza. Der Betreiber, ein Kenianer, der überhaupt sehr freundlich und gesprächsfreudig war, erzählte uns, dass die Köchin in Italien gelernt habe, Originalpizza zu backen; einen entsprechenden Ofen gab es auch dazu. das Naturschutzgebiet war zu dieser Zeit für Forschungsarbeiten gesperrt, so dass Schnorcheln nicht möglich war. So richteten wir uns auf ein paar Tage Badeurlaub ein. Wir hatten Spaß an den unzähligen großen und kleinen Krabben, die mit witzigem Seitwärtsgang über den Sand huschten und genauso schnell in ihren kreisrunden Löchern verschwinden konnten, wie sie auftauchten. Wir genossen das Baden, wenn die Flut das Wasser erreichbar machte, und die Spaziergänge am Strand entlang bis zum Dorf Kigombe. Am 4. Tag tauchte ein vertrautes kleines Wohnmobil auf. Erika und Wolfgang waren nach einer ereignisreichen Tour rund um den Klimandscharo auch hier gelandet. Wir freuten uns über unser 4. Wiedersehen, plauderten beim Kaffee in der Nachbarlodge und abends bei einer Flasche Wein bzw. Wasser, mit der wir uns für ihre technische Unterstützung vor ein paar Tagen bedankten. 

 

Der Abschied am nächsten Tag fiel uns richtig schwer. 

Die beiden wollten sich noch etwas am Strand erholen und wir fuhren weiter in die Usambaraberge. Eine angenehme Fahrt durch wunderschöne Berglandschaft. Wir hatten schon ohne Erfolg ein paar Tage lang versucht, Kontakt zu bekommen mit der Maveni-Farm in Soni, fuhren jetzt auf gut Glück hin und hatten Pech; die Besitzer waren wohl in die Stadt gefahren, um auf dem Amt etwas zu regeln und wir durften auf dem Gelände nicht übernachten, obwohl es schon später Nachmittag war. Also fuhren wir weiter nach Lushoto, nach einem freundlichen Telefonat mit der Irente-Farm. Wir schafften es noch vor der Dunkelheit, wurden sehr freundlich von Katherine empfangen und konnten trotz einiger dichter Bäume ganz gut auf einem schönen Platz im Grünen einparken. Die frische Bergluft tat gut nach der schwülen Hitze am Meer. Am nächsten Morgen checkten wir in Ruhe ein und kauften ein in dem wunderbaren Bauernladen: Vollkornbrot nach deutschem Rezept, Joghurt, später auch noch frische Milch. Die Farm gehörte der lutherischen Kirche und zwei frühere Manager waren Deutsche gewesen. Kein Wunder, dass es etwas aussah wie in einem deutschen Bioladen im Landhausstil. Es gab auch selbstgemachte Marmelade, Honig, Kaffee und verschiedene Tees. 

 

 

Wir sahen oberhalb einer steilen Felswand eine andere Lodge und wanderten am nächsten Tag dorthin; wieder durch dicht besiedeltes Gebiet. Irgendwann schlossen sich uns zwei Jungen an, die sich offenbar als unsere Guides berufen fühlten. Die dürftigen Engelischkenntnisse passten nicht ganz zu deren Selbstauftrag und da unser Swahiliwortschatz auch noch nicht über zehn Vokabeln hinausgekommen war, verlief die Kommunikation schleppend. Wir kamen nicht ganz bis zu der Lodge auf dem Felsvorsprung, weil wir vorher von einem freundlichen Weißen, der uns begegnete und sich als Besitzer der ausgeschilderten Ecolodge vorstellte, überzeugt wurden, dass es in seiner Lodge auch einen tollen Aussichtspunkt gebe. Wir spendierten den beiden Jungs ein Soda, also einen Zucker-Farbstoff-Softdrink, und gingen dann wieder zurück. Als einer der beiden Jungs offenbar zuhause angekommen war und sich verabschiedete, forderte Thomas, der ältere der beiden „Money“. Als wir lachend verneinten, war er denn auch bald verschwunden. 

 

 

Am dritten Tag liefen wir einfach los, waren schon spät dran und fanden durch Zufall einen Wanderweg, der mal wirklich einsam war und das Gefühl vermittelte, in der Natur unterwegs zu sein. Wir stellten dann noch fest, dass er ins Dorf Kwembago führte, Sitz des örtlichen Sambaa Häuptlings. Das Haus des Königs sah aus wie eine Kirche. An einer Seite lehnten ein paar gebrauchte Särge. Wir hatten bald mal wieder ein paar Kinder um uns rum, die Jambo, Jambo riefen und Spaß daran hatten, unsere Hände abzuklatschen, und an Ullis scherzhaft schmerzverzerrtem Blick. Auf dem Rückweg war es dann erst mal aus mit der Ruhe beim Wandern, denn es war Schulschluss und einige Schulkinder schlossen sich uns an, die aber eher frech und lästig wurden: „Give me money, give me pen.“. Sie ließen uns dann doch in Frieden und wir genossen den restlichen Rückweg. Abends gab es noch einen tollen Fruchtsaft aus gemischten Früchten (Alkohol wird in der lutherischen Lodge nicht ausgeschenkt) auf der gemütlichen Veranda mit schönem Blick ins Tal. Nach einem Großeinkauf verabschiedeten wir uns  am nächsten Morgen herzlich von der allzeit freundlichen und tüchtigen Katherine, die wirklich viel zu tun hatte, um all die vielen Ausflugs- und Übernachtungsgäste zu bedienen und zu verköstigen. 

 


Die Fahrt nach Moshi verlief ruhiger als wir dachten und wir nahmen uns zwischendrin Zeit, Fotos von einem besonders schönen Baobab und einigen Prachtexemplaren von Kandelaberwolfsmilch zu machen. 

Nachmittags kamen wir am vorläufigen Endpunkt unserer Reise, im Kilimanjaro House an, wo uns Verano in Empfang nahm. Das Besitzer-Ehepaar Schmidt, das mehrere Stellplätze für Geländewägen unterhält, wurde erst am nächsten Tag von einem  langen Deutschlandaufenthalt zurück erwartet. Am Folgetag fuhren wir in die Stadt, um auf dem Revenue-Office die im Voraus zu errichtende Straßengebühr für zwei weitere Monate bis einschließlich Dezember zu bezahlen. Alles klappte überraschend reibungslos. Wir machten dann noch einen Bummel und fanden den im Lonely Planet genannten wirklich sehr gut ausgestatteten Lebensmittelladen Aleem´s und den Bäcker direkt gegenüber. Dann tranken wir noch einen Kaffee im hübschen Garten des Coffee Shop und aßen einen leckeren, gemüsegefüllten Pfannkuchen. Als wir zurückkamen, war das Ehepaar Schmidt inzwischen angekommen. In den Gesprächen, die wir später mit ihnen führten, erfuhren wir, dass sie sich in ihrem letzten Lebensabschnitt vorgenommen haben, etwas von dem Guten, was sie erlebt haben, an die Menschen zurückzugeben. Sie unterstützen sehr engagiert das Projekt „Helfende Hände“ mit Patenschaften und einer Schule für bedürftige Kinder, insbesondere Aidswaisen. 

Am Samstag unternahmen wir nochmal einen Versuch, unseren defekten Kühlschrank zum zweiten Mal reparieren zu lassen, da die Kommunikation mit der Vertretung von Waeco/Dometic in Südafrika nicht zustande kam. In dem von Roland genannten Laden, wiederholte man die Prozedur wie bei dem ersten Reparaturversuch in Mbeya und ersetzte ein Teil im Kühlmittelkreislauf. Gerhard konnte sich mit seiner Idee, dass das Leck der Leitung für die Kühlflüssigkeit irgendwo anders sein musste, nicht verständlich machen. Wir zahlten etwas mehr als beim ersten Mal,  dafür kühlte der Kühlschrank mit der neu aufgefüllten Kühlflüssigkeit nur einen Tag lang. Und das nach zweistündiger Wartezeit. Es sollte noch mehr des Wartens werden an diesem Tag, denn wir beschlossen, das Auto noch waschen zu lassen. Ganz in der Nähe vom Kilihaus an der Hauptstraße warb eine Firma mit Carwash, und sie hielten, was sie versprachen. Zwei Mitarbeiter arbeiteten fast drei Stunden engagiert daran, die grüne Villa von oben bis unten und im Führerhaus blitzblank zu putzen.

 

Am Sonntag putzten wir selbst den ganzen Tag: Die Komposttoilette war das unangenehmste zu putzende Objekt. Zwischendrin bewunderten wir die Echsen, die sich auf dem Hof tummelten und die Leopard-Schildkröten, die die Schmidts in Obhut genommen und vor dem Kochtopf bewahrt hatten. 

Nachtwächter William begleitete uns am letzten Abend in die nahegelegene Money Badger Lodge, wo wir ihn zum Abendessen einluden, ein ganz gutes Menü gab es dort. Die Konversation verlief etwas schleppend mit unseren wenigen Brocken Swahili und seinen wenigen englischen Brocken. Wir konnten die Nacht im sehr einladend eingerichteten Gästezimmer mit Nasszelle und Küchenzeile verbringen. Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass der von uns übers Reisebüro gebuchte Flug nicht existierte. Zwei bange Stunden mussten wir noch warten, bis wir mit dem Reisebüro telefonieren konnten und Entwarnung bekamen: Es gab einen Flug eine halbe Stunde später mit der gleichen Flugnummer. 

 

So packten und putzten wir noch in Ruhe fertig, verschenkten die Lebensmittel, die in Gefahr waren, Tiere anzulocken und ließen uns nach einem freundlichen Abschied vom Ehepaar Schmidt  von deren bewährtem Fahrer am 19. August zum Flughafen fahren.

 

Auf dem Flughafen und im Flugzeug klappte dann auch alles reibungslos. Schwierig wurde es erst mit der Deutschen Bahn, die nach einem Unwetterschaden auf der Strecke zu allem Überfluss auch noch einen Betriebsschaden des Zugs hatte und mit einer Riesenverspätung nicht einmal in Stuttgart halten konnte.

 

 

 

Ein letzter Blick auf den Kilimandscharo von oben. 

 

 

          - Ende der ersten Etappe -